Sonderabfalltag: Flexibilität und Mut zur Durchführung haben sich ausbezahlt
Trotz Pandemie und entsprechenden Unsicherheiten wurde für den 18. Schweizer Sonderabfalltag ein spannendes Programm aufgestellt und technische Massnahmen ergriffen, um das Treffen auf jeden Fall durchführen zu können. Die Hybrid-Veranstaltung wurde auch zum zweiten Mal für die Kollegen aus dem Französisch sprechenden Raum simultan übersetzt.
Für viele Besucher war es wieder das erste grössere Treffen seit Monaten. Die Restriktionen und Abstandsregeln hielten die knapp hundert Gäste aber nicht davon ab, den Sonderabfalltag zum Fachaustausch zu nutzen. Über den virtuellen Weg kamen fünfzig weitere Personen hinzu, welche Informationen gewinnen und ihre Fragen stellen konnten.
Bild: EcoServe
Praxis und Vollzug
Die komplexen Zusammenhänge zwischen Abfall- und Gefahrgutrecht sind im Alltag für viele Betriebe eine Herausforderung. Herr Martin Häfliger von der Firma Encoma-OSH GmbH zeigte die Pflichten der Beteiligten klar auf. Entgegen der Meinung vieler Abgeberbetriebe, kann durch das Einholen externer Unterstützung die Verantwortung und Haftung nicht delegiert werden. Dazu zählen: Den Abfall ermitteln, kennzeichnen, den Begleitschein erstellen, gegebenenfalls die Gefahrgutklassierung und die damit verbundenen Pflichten. Darüber hinaus sind oft bei den Massnahmen im Zusammenhang mit der Arbeitssicherheit Mängel festzustellen. Sich das Fachwissen anzueignen und in Kompetente Unterstützung zu investieren, lohnt sich.
Für die Umsetzung der Vorschriften im medizinischen Bereich wird demnächst einen überarbeiteten Leitfaden veröffentlicht. Frau Rita Barros vom BAFU stellte das aktualisierte Dokument vor. Die neue Struktur des Leitfadens, die Zusammenfassung aller Erlasse aus Arbeitssicherheit, Biosicherheit, Gefahrgut- und Abfallrecht sollen den Verantwortlichen in den Spitäler und Institutionen als Praxishilfe dienen. Oft werden Abfälle mit Kontaminationsgefahr als infektiös klassiert, oder Sonderabfälle werden vermischt oder verdünnt, was nicht zulässig ist. Mit der Publikation Ende 2021 werden solche Fehler in Zukunft hoffentlich vermieden.
Stand der Technik und Entwicklung
Die Änderung des Gewässerschutzgesetzes und der Gewässerschutzverordnung stellt die Problematik der Mikroverunreinigungen mehr denn je in den Mittelpunkt. Herr Luca Rossi vom VSA (Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute) zeigte, welche Kläranlagen mit zusätzlichen Installationen aufrüsten, um Arzneimittelrückstände effizient aus dem Abwasser zu entfernen. Die technischen Möglichkeiten stellen unterschiedliche finanzielle und räumliche Anforderungen. Grundsätzlich vorteilhaft ist, das Problem bei der Quelle anzupacken.
Der Massstab wurde noch 1'000 Mal kleiner im anschliessenden Beitrag von Ralf Kaegi von der Eawag. Er untersuchte mit seinem Arbeitsteam die Persistenz und Gefahr von Nanopartikeln in Rückständen aus Klär- und Verbrennungsanlagen. Die Ergebnisse ihrer mehrjährigen Untersuchungen zeigten, dass sich die Nanopartikel, während den entsprechenden Klär- bzw. Brennprozessen in Formen umwandelten, welche ungefährlich sind.
Anders sah es vor 30 Jahren zum Thema Asbest aus, als man erkannte, dass diese Fasern ein starkes Gesundheitsrisiko darstellen. Walter Hiltpold von der Carbotech AG ist ein Experte in diesem Bereich. Aufgrund der Latenzzeit zwischen Exposition und Erkrankung, befinden wir uns drei Jahrzehnten nach dem Asbestverbot im aufsteigenden Peak der zu beklagenden Asbesttoten. Heute gelangen die Fasern in die Umwelt, aufgrund der stattfindenden Rennovationen der Altbauten. Die gesetzlichen Anforderungen nehmen Bauherrschaft und Bauarbeiter in die Verantwortung und stellen damit sicher, dass die Gefahren ermittelt werden und Sanierungsmassnahmen eingeleitet werden.
Themen der Patronatspartner SVUT und SENS
Von den Patronatspartnern SVUT und SENS wurden interessante Beiträge zur Elektromobilität und der Rückgewinnung von Kälte- und Treibmitteln präsentiert.
Alle Referate und Eindrücke der Veranstaltung auf: www.ecoserve.ch. Der nächste Sonderabfalltag findet am Dienstag 14. Juni 2022 statt. Vorschläge oder Inputs zu Referaten können gerne an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zugestellt werden.