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Lehrgang Komfortlüftung: Aufwand hält sich in Grenzen, Gewinn ist riesig

Im August startet der nächste Lehrgang Fachfrau/Fachmann Komfortlüftung. Zu empfehlen sei die höhere Berufsbildung sowohl für Anfänger wie auch für Profis, erzählen Absolventen. Für einen Gesamtüberblick zum System Wohnraumlüftung und um sein Knowhow schwarz auf weiss beziehungsweise mit einem eidgenössischen Fachausweis belegen zu können.

Die Komfortlüftung ist aus vielen Gebäuden längst nicht mehr wegzudenken. Schliesslich verbringen wir die meiste unserer Zeit in Innenräumen, entsprechend viel Aufmerksamkeit verdient das Innenraumklima. Dabei hilft eine Komfortlüftung, vor allem bei immer dichteren Gebäudehüllen. Trotzdem wurde Komfortlüftungs-Fachkräften lange wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Erfahrung hat auch Philippe Anderegg gemacht. Der gelernte Maschinenschlosser und Schreiner hat vor zehn Jahren auf Komfortlüftungen umgesattelt. «Wie die meisten war ich ein Quereinsteiger, der sich vieles in der Praxis selber angeeignet hat. Denn als ich begann, gab es für uns vor allem interne Ausbildungen, vielleicht einzelne Kurse, aber eben nichts Vollumfassendes.» Heute nun ist er technischer Verkaufsberater bei Hoval – und hat seit rund einem Jahr einen eidgenössischen Fachausweis, der sein Wissen über das Gesamtsystem auch schwarz auf weiss belegt.
 
Bild: pixabay
 

Qualitätssicherung dank gesamtheitlichem Zugang

Seit 2015 gibt es die höhere Berufsbildung Fachfrau/Fachmann Komfortlüftung, die sich eben genau an solche Quereinsteiger mit technischem Hintergrund oder auch an Wartungs- und Reinigungsspezialisten sowie Installateure wendet, die sich weiterbilden wollen. Ins Leben gerufen wurde sie von verschiedenen Interessensvertretern auf Initiative von GebäudeKlima Schweiz. «Die Wohnungslüftung hat sich zu einer Spezialrichtung der Lüftungstechnik entwickelt und hat eine grosse wirtschaftliche und energiepolitische Bedeutung. Trotzdem besteht noch immer ein akuter Fachkräftemangel», beobachtet Konrad Imbach, Geschäftsleiter von GebäudeKlima Schweiz. Dem habe man mit einem berufsbegleitenden Lehrgang entgegenwirken wollen. Mit Erfolg: Bereits rund 25 Fachkräfte haben die eidgenössische Berufsprüfung als Fachfrau/Fachmann Komfortlüftung bestanden. 24 Kurstage in einem Jahr sind zuvor zu absolvieren, verteilt auf vier Module, die jeweils mit einem Kompetenznachweis abgeschlossen werden. In der Ausbildung geht es nebst theoretischem Basiswissen zu Wärmeübertragung, Strömungslehre oder Akustik auch praxisbezogen um Projektierung, Beratung, Ausführung, Betrieb sowie um die Wartung von Wohnraumlüftungen.
 
«Mit diesen vier Modulen deckt der Lehrgang sämtliche Aspekte rund um Komfortlüftungen ab», erklärt Konrad Imbach. «Diese Gesamtbetrachtung ist wichtig für die Qualitätssicherung, auch wenn in der Praxis oft nur in einem Bereich gearbeitet wird. Aber der eine muss ja wissen, was der andere macht.» Gerade deshalb eigne sich die Ausbildung einerseits für Anfänger, aber auch für Spezialisten, die bereits auf einem Gebiet Profis sind, ist Chantal Schuhmacher überzeugt. Auch sie hat sich 2018 für den Lehrgang entschieden, obwohl sie schon seit Jahren beim Heizungs- und Sanitärplanungsunternehmen Ensatech unter anderem Komfortlüftungen plant. «Auf dem CAD oder dem Papier sieht aber vieles einfacher aus, als es auf der Baustelle dann umsetzbar ist.» Vor allem bezüglich Betrieb und Wartung habe sie viel gelernt, was sie nun in ihre Planungen einfliessen lassen könne. Eine ähnliche Erfahrung hat auch Mike Bischof gemacht. Er ist Kaminfegermeister und kannte sich mit Reinigung und Unterhalt bestens aus: «Die Anforderungen der Kunden aber sind gestiegen», betont er. Er sei froh, dass er mit der 2019 abgeschlossenen Weiterbildung seinen fachlichen Horizont erweitern konnte. «Ich kann damit in meinem Unternehmen Bischof & Rohner AG nun sogar weitere Dienstleistungen anbieten, wie etwa Luftmengenmessungen oder Komfortlüftungsservice.»
 

Erfahrungsaustausch aus der Praxis

Mike Bischof betont ausserdem, dass nebst dem Fachlichen auch die Kontakte mit Berufskollegen ein grosser Pluspunkt der Ausbildung seien. So finden sich innerhalb der einzelnen Jahrgänge jeweils die unterschiedlichsten Funktionen: Vom technischen Supporter über den Installateur und Kundenberater bis hin zum Wartungs- und Reinigungsspezialisten. «Das ist mit ein Grund für den Erfolg des Lehrgangs», so Konrad Imbach von GebäudeKlima Schweiz. «Hier kann jeder in mindestens einem oder mehreren Modulen auch sein Wissen aus der Praxis einbringen, von dem wiederum andere profitieren, und umgekehrt.» 
 
Das bestätigen auch die drei Absolventen: «Da wir eine solch durchmischte Gruppe waren, gab es auch viele Erfahrungsberichte und Diskussionen, wie man was lösen könnte. Aus Erfahrungen anderer lernt man am meisten», ist Chantal Schuhmacher überzeugt. Sie selbst habe ihr Wissen bezüglich Projektierung weitergeben können. Mike Bischof berichtet von seinen Inputs zur Reinigung und Zugänglichkeit oder auch von den Rückmeldungen der Endkunden, die er aus seinem Berufsalltag eingebracht habe. Der technische Verkaufsberater Philippe Anderegg wiederum hat häufig mit Architekten, Planern oder Installateuren zu tun und teilte unter anderem deren Bedürfnisse im Lehrgang. «Und das Beste: Ich kann auch heute noch jederzeit zum Telefon greifen und Mitabsolventen anrufen, wenn ich im Alltag eine Frage nicht direkt beantworten kann. Und so sind aus Kontakten längst auch Freunde geworden, mit denen ich beim einen oder anderen Projekt sogar Synergien nutzen konnte.» Auch deshalb würde er den Lehrgang allen weiterempfehlen. «Der Aufwand, auch ausserhalb der Unterrichtstage, hält sich wirklich in Grenzen und der Gewinn ist riesig, fachlich wie persönlich.»
 
 
Jetzt anmelden für August 2020: Fachfrau/Fachmann Komfortlüftung
Der Lehrgang Fachfrau/Fachmann Komfortlüftung ist eine berufsbegleitende Ausbildung mit 24 Kurstagen verteilt auf ein Jahr. Sie besteht aus vier Modulen: Im Modul Basiswissen werden unter anderem Themen wie Wärmeübertragung und Zustandsgrössen der Luft behandelt sowie Grundlagenkenntnisse der Strömungslehre oder der Akustik vermittelt. Nach den theoretischen Grundlagen wird in den drei weiteren Modulen die praktische Umsetzung geschult, aufgeteilt in Projektierung von Komfortlüftungen, Ausführungsberatung und -kontrollen sowie im letzten Modul Betrieb und Wartung von Komfortlüftungen. Jedes Modul wird mit einem Kompetenznachweis abgeschlossen. Wer alle vier Module bestanden hat, ist zur Abschlussprüfung zugelassen, die zum eidgenössischen Fachausweis führt.Der nächste Lehrgang startet im August 2020. Weitere Informationen sowie die Anmeldeunterlagen finden sich auf www.gebaeudeklima-schweiz.ch.